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Das brandneue Testament

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 3. Oktober 2015

Das brandneue Testament

Wenn es um die Religion geht dann verstehen einige Menschen keinen Spaß, doch was ist, wenn bekannte Thesen auf einmal komplett über den Haufen geworfen werden? Für den belgischen Filmemacher Jaco Van Dormael war dies die Ausgangslage seines neusten Films, denn wenn Gott ein personifiziertes Arschloch ist, dann schreibt man doch am besten kurzerhand ein brandneues Testament, um der Menschheit neue Möglichkeiten vor Augen zu führen.

Das brandneue TestamentStatt irgendwo im Himmel wohnt Gott (Benoît Poelvoorde) mitten in Belgien, um genau zu sein irgendwo in Brüssel, wo er zusammen mit seiner Frau (Yolande Moreau) und der Tochter Ea (Pili Groyne) ein scheinbar ganz normales Leben führt. Normal scheint hier allerdings das falsche Wort zu sein, denn Gott verbringt den Tag in erster Linie damit, seine geliebte Menschheit wo es nur geht zu quälen. Tausende Regeln werden aufgestellt, der Mensch in allen Lebenslagen geärgert, bis Tochter Ea endgültig der Kragen platzt. Kurzerhand hackt sie den Computer ihres Vaters, schickt allen Menschen der Erde per SMS ihr Todesdatum und verschwindet anschließend selber. Ziel ist es fortan sechs zusätzliche Apostel zu suchen und ein brandneues Testament zu schreiben, doch ihr Vater kann das beim besten Willen nicht dulden.

Das alte Testament, das neue Testament und nun sogar ein brandneues Testament? Die Idee ist schon irgendwie verrückt, die Inhaltsangabe von Jaco Van Dormael’s (Am achten Tag) neustem Film ist noch verrückter, ist es aber wirklich mehr als purer Klamauk? Zusammen mit Drehbuchautor Thomas Gunzig (Kiss & Cry) entstand ein Film den man alles andere als ernst nehmen, der gleichzeitig aber auch so viele Tabuthemen anspricht, das streng gläubige Zuschauer darum lieben einen großen Bogen machen sollten.

Das brandneue TestamentAllen anderen sei „Das brandneue Testament“ wärmstens an Herz gelegt, denn wenn man bei diesem eines kann, dann ist es aus vollem Halse lachen. Ein wirklich fieser Gott, über 3000 Gesetze um die Menschheit zu knechten, die ein jeder von uns natürlich entfernt auch aus seinem eigenen Leben kennen sollte. Das Marmeladenbrot fällt natürlich immer mit der Marmeladenseite auf den Boden, das Telefon klingelt immer genau dann wenn man grade in der Badewanne sitzt und auch sonst gibt es nur wenig positives, das den Menschen in diesem Film wiederfährt.

Es ist aber weniger ein Film über eine Vielzahl an Zufällen denen die Menschheit begegnet, sondern ein Film über das Leben selbst. Aufgeteilt in gleich sechs Episoden berichtet „Das brandneue Testament“ von der Suche nach neuen Aposteln, denn obwohl es bereits zwölf gibt (ausgesucht von JC, entfernt verwandt mit JC Van Damme), braucht man doch 18, weil ein Baseballteam aus genau 18 Spielern besteht, der Zusammenhang sollte für alle unverkennbar sein. An der kleinen Ea liegt es nun eben diese sechs Menschen zu suchen, woraus die unterschiedlichsten Kurzgeschichten entstehen, die wiederrum in einem neuen Testament festgehalten werden.

Das brandneue TestamentDie Basis von alledem ist stets jenes Fundament das die Menschheit nun das Datum ihres Todes kennt, das plötzlich Kriege vergessen werden und man damit beginnt sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Dabei entstehen aber auch Gags wie jener mit dem kleinen Kevin, der plötzlich einen Selbstmord nach dem anderen vollzieht, ohne dabei sterben zu können. Das ist witzig, das animiert zum lachen, gleichwohl gibt es das eine oder andere Mal aber auch eine tiefsinnige Botschaft, über die man nachdenken sollte.

Durch die episodenhafte Struktur kommt „Das brandneue Testament“ allerdings nicht umhin in der zweiten Hälfte etwas durchzuhängen, wenn der Zuschauer mit dem immer wieder gleichen Aufbau konfrontiert wird, ohne das sich rein inhaltlich viel verändert. Das mag zuweilen etwas ärgerlich sein, doch grade wenn es beginnt wirklich aufzufallen, bekommt der Film die nächste Wendung spendiert.

Von Seiten der Darsteller könnte „Das brandneue Testament“ kaum besser besetzt sein, was in erster Linie in Hauptdarsteller Benoît Poelvoorde (Die Anonymen Romantiker) begründet liegt. Herrlich fies spielt dieser eine Figur die man am liebsten hassen würde, die gleichzeitig aber auch so bemitleidenswert ist, das man dieser nur bedingt böse sein kann. Wunderbar ist aber auch Pili Groyne (Zwei Tage, Eine Nacht) als kleine zehnjährige Ea, die offen auf die Menschheit zugeht und versucht Dinge zu verändern.

„Das brandneue Testament“ verspricht jede Menge guter Unterhaltung, die nicht nur aus der ungewöhnlichen Geschichte resultiert, sondern vor allem an der Vielzahl an netten Einfällen, die sich darin verbergen.

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Wir vergeben daher 7,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: NFP, Kris Dewitte, Fabrizio Maltese

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Das brandneue Testament

Länge: 113 min

Kategorie: Comedy

Start: 03.12.2015

cinetastic.de Filmwertung: (7,5/10)

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Info

Das brandneue Testament

Das brandneue Testament

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 113 min
Kategorie: Comedy
Start: 03.12.2015

Bewertung Film: (7,5/10)

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