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Ich und Kaminski

Geschrieben von Frank Schmidke am 11. September 2015

Ich-und-Kaminski-ct-1Die Verfilmung von Daniel Kehlmanns gleichnamigem Roman „Ich und Kaminski“ war eigentlich längst überfällig. „Good Bye Lenin!“ –Regisseur Wolfgang Becker gelingt es, seine Hauptdarsteller Daniel Brühl und Jesper Christensen ins rechte Licht zu rücken und für launige und bissige Unterhaltung zu sorgen. Brühl und Christensen sind ein sehr seltsames Paar.

Ich-und-Kaminski-ct-2Der ambitionierte Kunstjournalist Sebastian Zöllner (Daniel Brühl) hat sich in den Kopf gesetzt eine Biographie des renommierten Künstlers Manuel Kaminski (Jesper Christensen) zu schreiben. Der kannte eigentlich alle wichtigen Künstler Beginn des 20. Jahrhunderts und war auch ganz erfolgreich, musste das Malen aber aufgrund einer Erblindung früh einstellen. Der Verleger ist schnell überzeugt und Zöllner hofft, dem beneideten Platzhirschen auf dem Gebiet der Künstlerbiographie, Golo Moser, damit auch eines auszuwischen. Nur weiß der Künstler selbst noch nichts von seinem Glück.

Ich-und-Kaminski-ct-3Also reist Zöllner in die Schweiz, findet einen Weg an der herrischen Tochter Kaminskis (Amira Casar) vorbei und wird von dem blinden Alten gleich zu einem Deal benutzt: Interviews und Biographie im Gegenzug für einen Ausflug zur großen Jugendliebe Therese (Geraldine Chaplin), die wohl irgendwo an der holländischen Küste leben soll. Unterwegs in Kaminskis Luxuskarosse hat das ungleiche Paar allerdings noch einige Episoden zu überstehen.

Schon gleich der Auftakt von „Ich und Kaminski“ mit den von Zöllner schon mal angerissenen biographischen Stationen, unterlegt mit auf alt getrimmten Dokumentaraufnahmen Kaminskis, setzt einen lockeren, plauderhaften Ton, der dem Film seine Grundstimmung gibt. Zwischenzeitlich häufen sich die Slapstick-Einlagen in Wolfgang Beckers Inszenierung ein wenig, aber mit fortdauernder Reise des Road Movies bekommt die Literaturverfilmung auch stimmige ernstere Töne.

Ich-und-Kaminski-ct-4Selbstredend ist „Ich und Kaminski“ in erster Linie eine bissige Parodie auf den Kunstbetrieb und dessen symbiotische Weiterverwertung in Literaturform. Und der Film weiß daraus seine Momente und Aspekte zu ziehen, die zugleich überzeugend und unterhaltsam sind. Vor allem aber ist Beckers Film eine Zwei-Mann-Show für großartige Schauspieler, die an der ehrgeizigen Aufschneiderei ihrer Charaktere sichtlich ihre Freude hatten und nicht nur für einige knackige Dialoge, sondern auch für nachdenkliche und selbstreflexive Momente sorgen. Die stellen sich allerdings erst im Film- und Reiseverlauf ein, wie das bei einer nachvollziehbar gehaltenen Charakterentwicklung eben so ist.

Ich-und-Kaminski-ct-5Jesper Christensen, der schon einen Bond-Fiesling gemimt hat und seit vielen Jahrzehnten zu den großen dänischen Charakterdarstellern gehört, meistert die sprachliche Herausforderung ebenso wie die Starrsinnigkeit des Alters und die Behinderung blind zu sein. Daniel Brühl, inzwischen selbst international gefragter Darsteller („Rush“, Inside Wikileaks“, „Inglourious Basterds“) erinnert in der Rolle des ehrgeizigen Journalisten gelegentlich an sein Auftreten als vermeintlicher Schriftsteller in „Lila, Lila“, was durchaus in gewissen Gemeinsamkeiten der Charaktere begründet ist.

Es ist zwar nicht alles Gold, was in Wolfgang Beckers filmischer Adaption von Kehlmanns Roman glänzt, aber gelungen und hoch unterhaltsam ist „Ich und Kaminski“ auf alle Fälle.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: X-Verleih

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Länge: 120 Minuten

Kategorie: Drama, Comedy

Start: 17.09.2015

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Ich und Kaminski

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 120 Minuten
Kategorie: Drama, Comedy
Start: 17.09.2015

Bewertung Film: (7/10)

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