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Particle Fever – Die Jagd nach dem Higgs

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 17. Mai 2015

Particle Fever - Die Jagd nach dem Higgs

Die Physik gehört mit zu den interessantesten Bereichen der Naturwissenschaft und dennoch sind die wirklich großen Neuerungen eher selten, spielt sich doch vieles in der bloßen Theorie ab, was alles andere als einfach zu beweisen ist. Mit dem Nachweis des Higgs-Teilchen könnte eine neue Epoche eingeleitet werden, doch welche Anstrengungen haben sich eigentlich hinter jenem Projekt verborgen, an dem jahrzehntelang gefeilte wurde?

Particle Fever - Die Jagd nach dem HiggsMit dem Large Hadron Collider (kurz: LHC) soll besagtes Higgs-Teilchen nachgewiesen werden, jenem Teilchen das nach dem gegenwärtigen Standardmodell der Teilchenphysik die Materie zusammen hält, ohne das es uns im Grunde also gar nicht geben dürfte. Das LHC in der Nähe von Genf ist rund 26 Kilometer lang, besteht aus gigantischen Röhren durch denen Teilchen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit geschossen werden und die beim Aufprall jenen Zustand entstehen lassen, der kurz nach dem Urknall vorhanden war.

Dieses Langzeitprojekt überrascht aber nicht nur mit seiner Bedeutung für die Physik, sondern in erster Linie mit seiner schieren Größe. 10.000 Wissenschaftler aus über 100 Ländern arbeiten über zwei Jahrzehnte gemeinsam an der Erbringung eines Beweises, dessen Kosten inzwischen auf mehr als 10 Mrd. Euro beziffert werden. Physiker und Filmemacher Mark Levinson (Der englische Patient) lag natürlich selbst etwas an diesem Projekt, weswegen er zusammen mit David Kaplan (Professor für theoretische Teilchenphysik an der Johns Hopkins Universität in Baltimore) schließlich den Entschluss fasste, dieses bedeutende Ereignis für die Nachwelt festzuhalten.

Particle Fever - Die Jagd nach dem HiggsBereits zu Beginn konfrontiert uns Kaplan mit seiner alles oder nichts Theorie, denn entweder wird das Higgs-Teilchen gefunden und viele Wissenschaftler sehen ihre Theorien bestätigt, oder diese verschwinden quasi über Nacht in der Bedeutungslosigkeit, was das Ende zahlreicher Karrieren zur Folge hätte. Aufbereitet mit einem nachvollziehbaren Spannungsbogen wird der Zuschauer also Teil dieses Experimentes, in deren Mitte gleich sechs unterschiedliche Wissenschaftler stehen, die ihren jeweiligen Werdegang und ihre Sicht der Dinge zu vermitteln versuchen.

Wer nun aber denkt mit theoretischer Physik gefoltert zu werden, der liegt zum Glück falsch, denn hier wird bestenfalls an der Oberfläche gekratzt. Umfangreiche Theorien werden für Laien anschaulich erklärt, mit Grafiken und Animationen werden diese vereinfacht aufbereitet, wodurch alles jederzeit nachvollziehbar bleibt. Natürlich bleibt bei alledem ein wenig Gekritzel an der Tafel nicht aus, doch stehen hier stets die Menschen im Vordergrund, die den Spaß an ihrer Arbeit vermitteln und den Beweis anzutreten versuchen, das man es eben nicht nur mit weltfremden Individuen zu tun hat.

Particle Fever - Die Jagd nach dem HiggsDie Qualität dieser Arbeit muss man allerdings recht unterschiedlich bewerten, denn wo die Bilder vom LHC durch ihre schiere Größe zu beeindrucken wissen, quält man sich an anderer Stelle durch einige Interviews, die offensichtlich über Skype und eine Art Videotagebuch geführt wurden. Ein großes Manko ist außerdem die Objektivität dieser Dokumentation, denn in „Particle Fever – Die Jagd nach dem Higgs“ wird zu keiner Zeit jedwede Kritik an diesem Projekt zugelassen. Bedenken aus Frankreich werden ins Lächerliche gezogen, Meinungen von Wissenschaftlern und Kollegen kurzerhand übergangen und auch der ökonomische Aspekt wird mit einer Handbewegung ignoriert, obwohl wir hier von Kosten in Milliardenhöhe sprechen, bei einem Projekt das zum gegenwärtigen Zeitpunkt doch keinerlei nachweisbaren Nutzen besitzt.

Dieser Einseitigkeit zum trotz macht „Particle Fever – Die Jagd nach dem Higgs“ aber Spaß, an Physik interessierte Zuschauer bekommen Einblicke in ein einmaliges Ereignis, das man zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch gar nicht überblicken kann. Wie sagt Kaplan im ersten Drittel so schön: „So etwas gab es noch nie, dass ein ganzes Forschungsgebiet von einem einzigen Ereignis abhängt.“

Mark Levinson gelingt es mit „Particle Fever – Die Jagd nach dem Higgs“ eines der bedeutendsten Ereignisse der Physik anschaulich aufzubereiten und für Laien verständlich zu vermitteln. Leider geht dies aber auch mit einer gewissen Einseitigkeit einher, denn das Projekt akzeptiert keinerlei Kritik an diesem ungewöhnlichen Experiment.

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Wir vergeben daher 6 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Kinoreal, Polyband

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Particle Fever - Die Jagd nach dem Higgs

Länge: 99 min

Kategorie: Documentary

Start: 29.05.2015

cinetastic.de Filmwertung: (6/10)

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Info

Particle Fever - Die Jagd nach dem Higgs

Particle Fever – Die Jagd nach dem Higgs

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 99 min
Kategorie: Documentary
Start: 29.05.2015

Bewertung Film: (6/10)

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