Oberflächlich betrachtet bietet Disneys Sci-Fi-Abenteuer „A World Beyond“ bildgewaltige Unterhaltung für die ganze Familie, wie sich das der Konzern gerne vornimmt. Doch Brad Birds filmischer Pfadfinderausflug kommt dann doch mit einer gelinde gesagt naiven Botschaft daher und auch die Story weiß nicht recht zu überzeugen. Das Experiment „Tomorrowland“ weiß trotz George Clooney und Hugh „Doctor House” Laurie einfach nicht zu packen.
Teenager Casey Newton (Britt Robertson) schleicht immer wieder um die Raketenbasis in Cape Canaveral herum, die stillgelegt werden soll. Das macht nicht nur ihren Vater arbeitslos, sondern verströmt eine gewisse Hoffungslosigkeit, also boykotiiert Casey den Abriss und wird dafür mal eben eingesperrt. Als sie wieder raus darf, findet sie eine Ansteck-Pin unter ihren Sachen, der sie in eine andere Welt zu versetzen scheint: Eine futuristische Stadt taucht am Horizont auf und Casey setzt alles daran, dorthin zu gelangen.
Unterwegs erhält sie Unterstützung von dem Mädchen Athena (Raffey Cassidy), die sie in Kontakt mit dem Erfinder Frank Walker (George Clooey) bringt. Der war schon einmal in jenem verheißungsvollen Tomorrowland, wurde aber vom Chef Nix (Hugh Laurie) rausgeschmissen. Und nun kann Walker zwar das Ende der Welt voraussagen, aber nichts dagegen unternehmen. Aber mit Caseys Hilfe scheint die Welt noch nicht verloren.
Zwei Szenen umreißen die Leinwand, die „A World Beyond“ beackert: Der junge Frank Walker schunkelt durch eine Wasserrutsche auf der Weltausstellung von 1964, die mit erstaunlich vielen Disney-Buden ausgestattet ist und mehr an einen Vergnügungspark denn an eine Erfindungsschau erinnert. Aus der Geisterbahn wird der Zehnjährige in eine visionäre, hoffnungsvolle Zukunft katapultiert, eine Welt, in der alles möglich scheint und Fortschritt nur zum Heil der Menschheit stattfindet. Die zweite Szene ist leidlich prosaischer: Nach der Fahrt ins Tomorrowland ist Casey derart unterzuckert, dass sie eine von Frank vorsorglich deponierte Coke aus dem Kühlschrank reißt und in einem Zug leert. Selbstredend führt das unumgänglich zu Rülpsern, während Frank die Welt retten will.
Optisch weiß Brad Birds („Ratatoulle“, „Mission Impossible – Phantom Protokoll) Spektakel noch zu genügen, selbst, wenn die futuristische Stadt ebenso wenig originell rüber kommt, wie die Versatzstücke anderer Filme, die in diversen Details auftauchen. Aber schon bei der Action ruckelt es im Karton. Selbst wenn „A World Beyond“ vornehmlich für eine jüngere Zielgruppe konzipiert ist, fehlt es an Dynamik und so richtig spannend ist diese Weltrettungsmission auch nicht gerade ausgefallen.
Daran können auch Clooney und Laurie wenig ändern, die zum Teil gruselig platte Dialoge zu bestreiten haben. Während man Athena ihre altkluge Art und Casey ihren frechen, zupackenden Enthusiasmus durchgehend abnimmt, kommen die alten Kerle nicht auf einen grünen Zweig.
Das wäre alles zu verschmerzen, wenn sich „A World Beyond“ nicht einer Missionierung verschrieben hätte. Die im Film vertretene These, dass es heute keine Zukunftsvisionen mehr gäbe und Mahner und Miesepeter wie Lehrer, Nachrichtenreporter und Wissenschaftler die Welt nur schlecht reden, ist durchaus streitbar. „A World Beyond“ verströmt als Gegenentwurf einen reaktionären Fortschritts- und Technikglauben, der tatsächlich aus der Zeit stammt, als man Atomkraft noch für einen Segen hielt und von Marsexpeditionen träumte. Früher war alles besser, weil die Menschen noch Hoffnung und den Glauben an eine blühende Zukunft hatten. Heute macht „A World Beyond“ diejenigen, die Probleme und Handlungsbedarf zur Rettung des Planeten benennen, nicht nur indirekt zu Mitverantwortlichen, weil sie ihren Zukunftsglauben verloren haben. Auf solche „positiven“ Botschaften kann man auch verzichten.
„A World Beyond“ versucht mittels familientauglicher futuristischer Abenteueraction eine recht zweifelhafte Botschaft unters Volk zu bringen, das kann man harmlos naiv finden, oder aber demagogisch reaktionar. Immerhin, die Schauwerte sollten diejenigen, die sich nicht abhalten lassen, einigermaßen unterhalten.