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Still The Water

Geschrieben von Frank Schmidke am 28. März 2015

Still-The-Water-ct-1Das Werk der japanischen Filmmacherin Naomi Kawase ist hierzulande kaum bekannt, denn „Still the Water“ ist der erste ihrer vielen Filme, der auch hierzulande einen regulären Kinostart erlebt. „Futatsume no mado“, so der Originaltitel, war im vergangenen Jahr in Cannes für die Goldene Palme nominiert und ist eine außergewöhnliche Filmerfahrung. Die Mischung aus Coming of Age Story, Teenager-Liebe und dem Konflikt von traditioneller Lebensweise und modernem Leben sollte man sich nicht entgehen lassen.

Still-The-Water-ct-3Das Meer. Eine unfassbare Naturgewalt, die immer wieder über die Stränge schlägt und den Menschen in seine Schranken verweist. Der Taifun, der die japanische Insel Amani-Oshima zu Filmbeginn heimsucht, spült eine unbekannte, nackte, männliche Leiche an Land. Den schweigsamen Jungen Kaito (Nijirô Murakami) scheint das zu verwirren. Aber Kaito kann sich auch noch nicht richtig mit dem Inselleben anfreunden, seit seine Eltern sich trennten und er nicht mehr in Tokio, sondern hier bei seiner Mutter lebt. Nur die Freundschaft mit Kyoko (Jun Yoshinaga) weckt den introvertierten Jungen aus seiner Zurückhaltung. Im Meer badet er aus Angst trotzdem nicht, während Kyoko sich darin wohlfühlt wie ein Fisch. Dabei hat Kyoko momentan wenig Grund zur Freude, denn ihre Mutter liegt nach langer Krankheit im Sterben und auch in der Beziehung zu Kaito dürfte ruhig mehr passieren, als gemeinsam über die Insel zu streifen.

Still-The-Water-ct-4Naomi Kawase hat bereits etliche Filme und Dokus gedreht und damit internationale Anerkennung und etliche Preise erlangt. In „Still the Water“ geht es zwar im Wesentlichen um die Beziehung der beiden Heranwachsenden und um die erste Liebe, aber die Filmmacherin nutzt die von Kameramann Yutaka Yamazaki  („Still Walking) wunderschön und unaufgeregt gefilmte Romanze auch, um den ewigen Konflikt von Tradition und Moderne in Japan zu thematisieren. Dabei steht das Verhältnis des Menschen zur Natur immer wieder im Fokus und „Still the Water“ macht deutlich, dass der Mensch ein Teil der Schöpfung ist. Das Bemühen um einen Einklang mit der Lebewelt, ein grundsätzliches Gefühl der  Geborgenheit durchwogt den ganzen Film, der viel Zen-Buddhismus atmet, aber auch einen gewissen Surfer-Spirit und eine solide Portion naturreligiösen Shintoismus in sich birgt.

Still-The-Water-ct-6Das wird am klarsten in den Figuren von Kyokos Eltern deutlich, die beide auf ihre lebensbejahende Weise versuchen, mit dem bevorstehenden Tod umzugehen. Das führt auch zu einer erstaunlichen  -und irgendwie ermutigenden, wenn man das so formulieren darf – Sterbeszene. Außerdem zuckelt beizeiten noch ein alter Angler durchs Bild und übernimmt gelegentlich die Funktion eines Erzählers. Auch in ihm zeigt sich eine demütige Welthaltung, die der Natur als Daseinskraft einen gebührenden Platz einräumt. Der beobachtende Weise kennt das Leben auf der Insel, die Bewohner des Dorfes und das Meer mit all seiner Schönheit und seinem Mysterium. Diese erzählerischen Fäden und auch der Kontrast zum modernen Leben spiegeln sich auch in der Beziehung der beiden Teenager und in deren Lebenseinstellung. Dabei wirken die großen Themen in dieser kleinen Welt keineswegs überfrachtet, sondern finden sich auf natürliche Weise in der Handlung wieder.

„Still the Water“ erzählt mit großer Leichtigkeit und voller Poesie von schweren Themen des Lebens: Sex und Tod, Verlust und Neuanfang. „Futatsume no mado – Still the water“ Ist ein sehr berührender, ein großartiger Film.

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Wir vergeben daher 9 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Film Kino Text

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Länge: 121 Minuten

Kategorie: Romance

Start: 30.07.2015

cinetastic.de Filmwertung: (9/10)

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Info

Still The Water

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 121 Minuten
Kategorie: Romance
Start: 30.07.2015

Bewertung Film: (9/10)

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