cinetastic.de - Living in the Cinema

Lost River

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 24. März 2015

Lost River

Für Ryan Gosling entpuppte sich die Zusammenarbeit mit Nicolas Winding Refn als beachtlicher Karriereschub, denn nach den Filmfestspielen von Cannes wo er mit „Drive“ vertreten war, konnte er sich vor Angeboten kaum noch retten. Nachdem die zweite Zusammenarbeit recht unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen hat, versucht sich Gosling nun an seinem Debüt als Regisseur, bei dem er natürlich unverkennbar durchblicken lässt, das Refn für ihn als Lehrer fungierte.

Lost RiverDie alleinerziehende Billy (Christina Hendricks) macht grade schwere Zeiten durch, denn wenn es im verlassenen Lost River eines nicht gibt, dann sind es Jobs. Die Menschen ziehen fort, Häuser verfallen, Existenzen werden zerstört. Genau aus diesem Grund kommt Billy auch mit den Rückzahlungen der Hypotheken des Hauses in Verzug, woraufhin sie sich beim neuen Bankdirektor Dave (Ben Mendelsohn) Hilfe erhofft. Dieser kann nicht unbedingt viel für sie tun, doch gibt er ihr noch einen letzten Hinweis mit auf dem Weg. Ein Stück außerhalb der Stadt unterhält er einen gut laufenden Nachtclub und da Billy durchaus ihre optischen Reize hat, solle sie doch ruhig einmal vorbei kommen.

Etwa zur selben Zeit versucht Billys ältester Sohn namens Bones (Iain De Caestecker) ebenso seinen Teil zur Familie beizutragen, indem er von Haus zu Haus zieht und dort Kupferkabel und andere Metalle aus den Wänden entfernt. Auf dem nahe gelegenen Schrottplatz versucht er diese zu verkaufen, doch leider geht der psychopathische Bully (Matt Smith) einem ganz ähnlichen Nebenerwerb nach. Bones rückt schon bald ins Fadenkreuz von Bully, womit er unfreiwillig auch das Nachbarsmädchen Rat (Saiorse Ronan) in Schwierigkeiten bringt.

Lost RiverIm Grunde war es nur eine Frage der Zeit bis sich Ryan Gosling (The Ides of March – Tage des Verrats) an etwas neuem versuchen würde, doch ganz ähnlich wie bei vielen seiner Kollegen musste auch er einen gewissen Lernprozess durchlaufen. Sein Debütfilm „Lost River“ wurde dahingehend beinahe sehnsüchtig erwartet, für den er nicht nur das Drehbuch beisteuerte, sondern ebenso die Regie führen wollte. Das Ergebnis wurde schließlich bei den Filmfestspielen in Cannes vorgestellt, auf eine hohe Erwartungshaltung folgte Ernüchterung, besteht „Lost River“ doch aus einer Vielzahl an Ideen, die lose zusammengewürfelt noch lange kein großes Ganzes ergeben wollen.

Am Anfang war nicht etwa Gott oder das Wort, sondern ein brennendes Fahrrad das die Straße entlang fährt. Dieses brennende Etwas wird fortlaufend dem Zuschauer ins Gedächtnis gerufen, was allerdings meist in Form brennender Häuser passiert. Die Symbolik ist eindeutig, das gesagte und die daraus folgenden Rückschlüsse bilden jedoch weitreichenden Raum für Interpretationen, denen man sich hingeben kann, aber nicht hingeben muss. Zuweilen hat man das Gefühl in einem Versatzstück von David Lynch zu stecken, denn die Ähnlichkeiten sind oftmals nur zu offensichtlich. Gosling kopiert ohne rot zu werden einige der großen Meister des Films, borgt sich Szenen und Ideen aus, ohne selber den Mut zu finden, den es braucht um einen guten Film zu entwickeln. Neben Lynch findet man Ansätze von Marc Forster und Derek Cianfrance, wobei insbesondere im letzten Drittel Nicolas Winding Refn und dessen Bildsprache dominiert.

Lost RiverDie Geschichte selbst ist verwirrend, sagt im Grunde nicht unbedingt viel aus, außer dass sie von der Ziellosigkeit und der Perspektivlosigkeit der Menschen berichtet. Die kleine Stadt Lost River ist natürlich völlig fiktiv, großes Vorbild aber war das verlassene Detroit, wo letztendlich auch gedreht wurde. Die dabei entstandenen Bilder sind voller Schönheit, die Bildkompositionen sprechen für sich und dennoch will genau diese Bildsprache mit dem dargebotenen Inhalt einfach nicht zusammen passen. Gewaltphantasien treffen auf hoffnungslose Jugendliche, Perspektivlosigkeit auf den Wunsch nach einem besseren Leben. Mit dieser unausgegorenen Zusammenstellung geht auch die Wahl der Musik einher, die jedwedes Konzept vermissen lässt. Songs aus den 40ern treffen auf Songs der 80er, es folgt Synthi POP auf Rock, eine grade Linie ist nicht im Ansatz zu erkennen.

Ganz ähnlich ergeht es leider auch den Darstellern, die zuweilen selber nicht ganz zu wissen scheinen, wo sie sich eigentlich befinden und was von ihnen erwartet wird. Hauptdarsteller Iain De Caestecker (Drecksau) wirkt einen Großteil der Zeit blass und verloren, Christina Hendricks (Detachment) kommt nie richtig an, während Ben Mendelsohn (The Place Beyond the Pines) als Banker – mit dem etwas anderen Hobby – im Grunde nur gegen Ende eine wirklich gute Szene besitzt.

Ryan Gosling versucht in seinem Regiedebüt eine Vielzahl der großen Meister und dessen Ideen zu kopieren, lässt dabei aber eine klare Linie und ein gewisses Konzept vermissen. Eine großartige Bildsprache trifft auf ein unverständliches Drehbuch, was bleibt ist ein flaues Gefühl beim Verlassen des Kinos, irgendetwas nicht verstanden zu haben.

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1

Wir vergeben daher 5,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Tiberius Film

Kommentare

Keine Kommentare vorhanden.

Mit Facebook Anmelden um zu Posten!

Anmelden
Lost River

Länge: 95 min

Kategorie: Fantasy, Thriller

Start: 28.05.2015

cinetastic.de Filmwertung: (5,5/10)

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1

Gewinnspiele

Gewinne Kinokarten, BluRays, DVDs,
Fan Packages und mehr!

Gleich mitmachen

Info

Lost River

Lost River

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 95 min
Kategorie: Fantasy, Thriller
Start: 28.05.2015

Bewertung Film: (5,5/10)

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1