cinetastic.de - Living in the Cinema

Inherent Vice – Natürliche Mängel

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 9. Februar 2015

Inherent Vice - Natürliche Mängel

Der US-amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Paul Thomas Anderson wurde inzwischen für sechs Oscars nominiert, der große Durchbruch ist ihm jedoch nach wie vor verwehrt geblieben. Mit seinem Drama „The Master“ hätte es vor drei Jahren durchaus funktionieren können, ob Andersons eigenwillige Romanverfilmung „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ nun jedoch genug Potential dafür aufweist, ist noch ungewisser als in seinen letzten Filmen. Eine Hervorragende Kameraarbeit trifft auf endlose Dialoge im Drogenrausch, wie soll das nur ausgehen?

Inherent Vice - Natürliche MängelLos Angeles im Jahre 1970: Privatdetektiv Larry „Doc“ Sportello (Joaquin Phoenix) wird von seiner Ex-Freundin Shasta Fay Hepworth (Katherine Waterston) besucht, die ihm eine unmögliche Geschichte zu erzählen versucht. Sie hat sich vor kurzem in den wohlhabenden Immobilienhai Mickey Z. Wolfmann (Eric Roberts) verliebt, woraufhin dessen Ehefrau Sloane (Serena Scott Thomas) ihn nun in eine Irrenanstalt abzuschieben versucht. Doc soll Mickey Z. beschützen, dem ganzen auf die Spur kommen und ganz nebenbei herausfinden, wer noch darin verwickelt sein könnte. Leider hört sich genau diese verworrene Geschichte leichter an als sie eigentlich ist, denn nicht nur dass Mickey verschwunden ist, wenig später ist auch Shasta nirgendwo mehr zu finden. Was bleibt ist ein schlechtgelaunter Detective „Bigfoot“ Bjornsen (Josh Brolin), eine Prostituierte und ein Kartell von Zahnärzten, doch wen sollte Doc noch einmal beschützen?

Es gibt eine Hand voller Romane die als absolut unverfilmbar gelten, jene acht von Romanautor Thomas Pynchon (Prüfstand VII) gehören zweifelsohne dazu. Von Pynchon selbst gibt es nicht unbedingt viel Informationen, denn wo er Medien scheut und Fotos sowie Interviews aus dem Wege geht, so gibt es auch unzählige Gerüchte über ihn, die zumeist im direkten Zusammenhang mit seinen Büchern stehen. Mit „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ versuchte Paul Thomas Anderson (There Will Be Blood) nun den einfachsten Roman Pynchons zu adaptieren, was zumindest im Ansatz gelingt, wenn man sich als Zuschauer auf einen zweieinhalbstündigen Drogentrip einlassen kann.

Inherent Vice - Natürliche MängelDas große Problem an den Romanen von Thomas Pynchon ist stets, dass dieser keine lineare Geschichte verfolgt, sondern vielmehr eine Vielzahl an Figuren zusammenwürfelt und sich oft in Nebengeschichten verheddert. Auch hier ist ganz ähnliches zu beobachten, denn wenn man nach zweieinhalb Stunden zumindest eines nicht weiß, dann worum es überhaupt geht. Unglaublich viele Figuren in den unterschiedlichsten Konstellationen, ellenlange Dialoge die sich zuweilen im Kreis drehen und über allem stets die Dunstwolke von jeder Menge Gras, wodurch letzten Endes die Frage aufgeworfen wird, was überhaupt passiert ist und was sich lediglich in der Phantasie der Figur abgespielt hat.

Neben dieser Undurchdringlichkeit bleiben aber auch Dialoge von recht witziger Natur, die zwar anfangs ein wenig sperrig und unnahbar wirken, letzten Endes aber auch mit jenen aus „The Big Lebowksi“ zu vergleichen sind, nur das hier eben der Bademantel fehlt. Was bleibt ist eine hervorragende Kameraarbeit von Robert Elswit (Magnolia), der die Unbeschwertheit der 70er Jahre mit jeder Menge Farbe und viel Gegenlicht versucht einzufangen. Als stete Bedrohung dieser Bilder ist aber punktuell eine Veränderung zu spüren, die unaufhaltsam eben diese Unbeschwertheit entgegenzutreten versucht. Der Vietnam Krieg, das Verraten von Idealen der Hippies und natürlich die Manson Morde, die im Hintergrund nicht aus den Köpfen der Menschen verschwinden.

Inherent Vice - Natürliche MängelDurch diesen symbolischen Übergang in eine neue Zeit wirkt der im Mittelpunkt stehende Doc zuweilen wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, wenn er völlig zu gedröhnt in seinem Wagen sitzt und Fälle zu lösen versucht, für die man eigentlich einen wachen Verstand haben müsste. Hauptdarsteller Joaquin Phoenix (Her) spielt genau diesen Mann mit Bravour, mit jeder Menge Eleganz und einem Hauch von Überheblichkeit, scheint im Drogenrausch doch beinahe alles egal zu sein. In den Nebenrollen sehen wir Katherine Waterston (Michael Clayton), Serena Scott Thomas (Hostage – Entführt), Josh Brolin (Wall Street: Geld schläft nicht), Owen Wilson (Midnight in Paris), Resse Witherspoon (Walk the Line) und viele mehr, die mit ihrem jeweiligen Spiel den Film bereichern.

Paul Thomas Anderson versucht den gleichnamigen Roman von Thomas Pynchon für den normalen Zuschauer greifbar zu machen, wenn er zum einen den Stil der Bücher verfolgt, das Ganze zum anderen aber auch etwas auflockert. Wer sich mit einem zweieinhalbstündigen Drogenrausch anfreunden kann, wird durchaus gut unterhalten werden, auch wenn am Ende die Frage bestehen bleibt, was wahr ist und was sich nur im Kopf der Figuren abgespielt hat.

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1

Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Warner Bros.

Kommentare

Keine Kommentare vorhanden.

Mit Facebook Anmelden um zu Posten!

Anmelden
Inherent Vice - Natürliche Mängel

Länge: 148 min

Kategorie: Comedy, Crime, Drama

Start: 12.02.2015

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1

Gewinnspiele

Gewinne Kinokarten, BluRays, DVDs,
Fan Packages und mehr!

Gleich mitmachen

Info

Inherent Vice - Natürliche Mängel

Inherent Vice – Natürliche Mängel

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 148 min
Kategorie: Comedy, Crime, Drama
Start: 12.02.2015

Bewertung Film: (7/10)

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1