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Zu Ende ist alles erst am Schluss

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 19. Januar 2015

Zu Ende ist alles erst am Schluss

Seit den Kassenerfolgen „Ziemlich beste Freunde“ und „Monsieur Claude und seine Töchter“ steht das Publikum dem französischen Film sehr aufgeschlossen gegenüber, wodurch immer mehr Verleihe den einen oder anderen vermeintlich interessanten Beitrag des Nachbarlandes auch einen deutschen Kinostart ermöglichen. Mit Jean-Paul Rouve seiner erst dritten Regiearbeit kommt nun ein Film in die Lichtspielhäuser der beinahe jede Generation anzusprechen versucht, dabei aber ganz wesentliche Dinge aus den Augen verliert.

Zu Ende ist alles erst am SchlussDer erst 20-jährige Romain Esnard (Mathieu Spinosi) steht mitten im Leben und weiß dennoch nicht wo genau die Reise hingehen soll. Vor kurzem erst hat er seinen Opa verloren, seine Oma Madeleine (Annie Cordy) wird nach einem Unfall kurzerhand ins Altersheim abgeschoben, während sein Vater Michel (Michel Blanc) einfach nicht darüber hinwegkommen will, dass auch ein Postbeamter irgendwann einmal in Rente gehen muss. Die einzig vernünftige scheint bei alledem noch seine Mutter Nathalie (Chantal Lauby) zu sein, doch ausgerechnet die plant nun sich von ihrem Mann zu trennen. Zwischen Literaturstudium und Familienstress plant nun auch noch seine Oma aus dem Altersheim zu verschwinden, worauf eine aufregende Reise beginnt, die ein Orakel beinhaltet und Erkenntnisse über die Vergangenheit, gleichwohl aber auch die Zukunft bereithalten soll.

Für Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Jean-Paul Rouve (Mathilde – Eine große Liebe) war es eine Selbstverständlichkeit den Roman von Autor David Foenkinos (Nathalie küsst) verfilmen zu wollen, der bereits bei der ersten Anfrage eine passende Drehbuchfassung vor sich liegen hatte. Zusammen feilten sie daran noch ein wenig, bauten einige Figuren weiter aus und verliehen der Geschichte schließlich auch einen komödiantischen Aspekt, um die verschiedenen Handlungsstränge ein wenig aufzulockern.

Zu Ende ist alles erst am SchlussIm direkten vergleich mit der entsprechenden Romanvorlage ist die filmische Adaption dadurch wesentlich offener geworden, gleichwohl aber auch ein wenig verworrener, versucht man die verschiedensten Handlungsfäden bei dem grade einmal 90-minütigen Werk entsprechend zu deuten. Im Grunde ist eine jede Figur auf der Suche nach irgendetwas. Madeleine beschließt im hohen Alter noch einmal das Dorf ihrer Kindheit aufzusuchen, Vater Michel kommt einfach nicht mit dem Ruhestand klar, während Romain mitten im Literaturstudium seine eigene Zukunft zu finden versucht. Von jedem wird ihn ans Herz gelegt einen Roman zu schreiben, doch was ist eigentlich mit der einzig wahren Liebe, die er nach wie vor nicht gefunden hat?

Um genau diese Aspekte weiter herauszuarbeiten beschließt Regisseur und Autor Jean-Paul Rouve jeder Figur den nötigen Freiraum zu geben, wodurch einerseits neue Erkenntnisse erschlossen, zum anderen aber auch alte Erinnerungen aufgefrischt werden. Diese Komposition erlaubt es die Suche nach etwas unbestimmten als zentrales Thema zu nutzen, wodurch gleichwohl die Handlung eine gewisse Behäbigkeit erfährt. Insbesondere im Mittelteil des Filmes kommt die Geschichte nicht um einige Längen herum, was sich zumeist in zu ausgeprägten Nebenhandlungen ablesen lässt. Die Figur des besten Freundes und Mitbewohners existierte ursprünglich in der Romanvorlage beispielsweise nicht und wurde nur in den Film hineingeschrieben, um eine zusätzliche Instanz zu haben, mit der unser Protagonist interagieren und sprechen kann.

Zu Ende ist alles erst am SchlussLässt man diese Längen innerhalb der Geschichte einmal außen vor, so erwartet den Zuschauer eine Hand voller unterhaltsamer Szenen, welche zumeist von Vater Michel ausgehen. Mit seiner impulsiven Art kann er den Ruhestand einfach nicht verkraften, malt sich im Geiste immer gleich das schlimmste aus, was im weiteren Verlauf auch seine Frau verzweifeln lässt.

Hinsichtlich der Darsteller ergibt sich über die 90 Minuten hinweg von allen eine solide, wenn auch nicht überragende Leistung. Die mit Abstand wohl größte Überraschung zeigt uns hier Annie Cordy (Vorsicht Sehnsucht), die mit ihren 87 Jahren noch immer eine aufgeweckte Dame ist, welche vor der Kamera nahezu jede Szene zu meistern bereit ist. Mit ihr harmoniert der junge und aufstrebende Mathieu Spinosi (Les nuits d’été) nahezu hervorragend, während Darsteller wie Chantal Lauby (Portugal, mon amour) in ihren Nebenrollen nahezu untergehen. Erwähnenswert sei an dieser Stelle auch die Funktion von Jean-Paul Rouve, welcher nicht nur die Position des Regisseurs und Drehbuchautors innehatte, sondern ebenso als Ersatzvater und Hotelbesitzer zu sehen war.

Mit seiner dritten Regiearbeit versucht Jean-Paul Rouve die Suche nach dem Vergangenen und einer möglichen Zukunft aus dem Blickwinkel gleich mehrerer Figuren zu thematisieren, was ihm mit fortlaufender Handlung jedoch nur bedingt gelingt.

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Copyright: Neue Visionen

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Zu Ende ist alles erst am Schluss

Länge: 92 min

Kategorie: Drama

Start: 26.03.2015

cinetastic.de Filmwertung: (6/10)

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Info

Zu Ende ist alles erst am Schluss

Zu Ende ist alles erst am Schluss

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 92 min
Kategorie: Drama
Start: 26.03.2015

Bewertung Film: (6/10)

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