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Al doilea joc – The Second Game

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 26. Oktober 2014

Al doilea joc - The Second Game

Der rumänische Filmemacher Corneliu Porumboiu zählt mit zu den radikalsten seines Landes, doch neben diversen provozierenden Werken überrascht er immer wieder mit einigen recht seltsam anmutenden Ideen, die seines gleichen suchen. In seinem neusten Film namens „Al doilea joc – The Second Game“ schaut er sich ein Fußballspiel aus dem Jahre 1988 an, welches sein Vater Adrian damals als Schiedsrichter auf dem Platz leitete.

Al doilea joc - The Second GameIm Grunde war es ein Ereignis welches Corneliu Porumboiu den Rest seines Lebens nicht mehr vergessen sollte, denn in seiner Kindheit bekam er von einem unbekannten Mann einen Anruf, bei dem sein Vater offen bedroht wurde, sollte er noch einmal auf dem Fußballfeld falsch pfeifen. Besagtes Ereignis versuchte Porumboiu in den verschiedensten Filmen aufzuarbeiten, mit „Al doilea joc – The Second Game“ kehrt nun das Gefühl von damals wieder zurück, wenn er mit Hilfe einer verblichenen VHS Aufnahme zusammen mit seinem Vater Adrian noch einmal jenes Spiel schaut, das damals für soviel Furore sorgte.

Im Grunde ist es ein ganz normales Fußballspiel zwischen den beiden stärksten Mannschaften des Landes, doch abseits des Platzes ging es um soviel mehr. Steaua gegen Dinamo, dass bedeutet Armee gegen Geheimpolizei, ein Spiel bei dem man als Schiedsrichter lieber nicht auf dem Platz stehen möchte. Besagtes Spiel aus dem Jahre 1988 wird in der 97-minütigen Dokumentation von Anfang an gezeigt, wobei die verblichene VHS Aufnahme Aufgrund des Schneegestöbers alles andere als vorzeigbar ist. Das Spiel selbst wird ohne Ton gezeigt, die Sicht ist schlecht, im Hintergrund hören wir Vater und Sohn, wie sie einen jeden Spielzug zu kommentieren versuchen.

Al doilea joc - The Second GameWar dies Abseits? Warum spielen die Teams soviel über Außen? War es schwer dieses Spiel zu pfeifen und war dies eben nicht eigentlich eine gelbe Karte gewesen? Sätze wie diese werden von Corneliu Porumboiu vorgetragen, während sein Vater mit aller ihm zur Verfügung stehenden Ruhe darauf versucht einzugehen. Er lässt durchblicken das es insbesondere auf politischer Ebene ein sehr schweres Spiel war, dass man vor jeder Entscheidung doppelt nachdenken musste und man manchmal gut daran bedacht war, den Ball einfach laufen zu lassen. Der Fußball unterscheidet sich radikal von den Spielen die wir heute sehen dürfen, wird ein ums andere Mal gesagt, was nicht nur in der Härte und den zusätzlichen Regeln begründet liegt, sondern ebenso in der Brisanz, die diese Spiele mit sich bringen.

Das Gespräch wird ein ums andere mal durch einen Telefonanruf unterbrochen, beide schweifen in eine Art private Plauderei ab, während ein andermal über Minuten Hinweg einfach nur Stille herrscht. Es ist weniger das gezeigte Fußballspiel das zu unterhalten vermag, denn dort sieht man nicht unbedingt viel, es ist vielmehr das Gespräch zwischen Vater und Sohn, dass in dieser Form wohl einmalig ist. Dem Sohn liegt ungemein viel daran das Spiel zu verstehen, der Vater tut dies als ein Spiel wie jedes andere ab, dass einfach nicht wichtig war. Wäre es ein Pokalspiel gewesen das abgebrochen worden wäre, hätte das Spiel ein Jahr später stattgefunden wo es zum Umbruch kam, ja dann wäre es ein wichtiges Spiel gewesen, aber so?

Al doilea joc - The Second Game„Der Sport hat keinen Platz für Politik“ ist ein bekanntes Sprichwort, im Falle von „Al doilea joc – The Second Game“ soll dies jedoch nicht immer stimmen. Die Politik bestimmt dieses Spiel, der kommende Umbruch auf nationaler Ebene wird ein ums andere Mal zur Sprache gebracht, wenn die Kamera bei einer Rauferei zur Zuschauertribüne umschwenkt, wird dies beinahe zaghaft kommentiert. „Unter Kommunisten gibt es keinen Streit“, ein Satz den der Sohn einfach so hinnehmen muss, scheint damit doch bereits alles gesagt worden zu sein. Ein ums andere mal möchte man den Wiederwillen des Vaters heraushören wenn sein Sohn einfach keine Ruhe geben will, dann merkt man wieder in seiner Gänze, wie er die damalige Zeit doch zu schätzen wusste. Es ist ein Gespräch zweier Genrationen, ein Gespräch über ihre Lieblingssportart, gleichwohl überschattet von politischen Ereignissen, die man rückblickend zu erklären versucht.

Dem Rumänen Corneliu Porumboiu ist mit „Al doilea joc – The Second Game“ ein ganz und gar ungewöhnliches Werk gelungen, wenn er ein Fußballspiel aus dem Jahre 1988 zeigt und dieses aus dem Hintergrund heraus mit seinem Vater zu kommentieren versucht, auf sportlicher wie auch auf politischer Ebene.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Arsenal Berlin

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Al doilea joc - The Second Game

Länge: 97 min

Kategorie: Documentary

Start: 04.12.2014

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Info

Al doilea joc - The Second Game

Al doilea joc – The Second Game

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 97 min
Kategorie: Documentary
Start: 04.12.2014

Bewertung Film: (7/10)

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