Yes, Arnie is back! Erstaunlicherweise ruht sich der ehemalige Gouverneur von Kalifornien nicht auf seiner Pension aus, sondern macht im Filmbusiness im Grunde da weiter, wo er vor seiner politischen Karriere aufgehört hatte: im harten Action-Genre. Regisseur David Ayer erfindet Arnie zwar nicht neu, aber es gelingt ihm stilsicher und mit nicht jugendfreier Härte, den älteren Herrn als Leitwolf einer toughen DEA-Sondertruppe zu positionieren. Wer fragt da schon nach Handlung?
John „Breacher“ Wharton (Arnold Schwarzenegger) ist eine Legende im amerikanischen Kampf gegen Drogen. Als Spezialagent hat er den vornehmlich südamerikanischen Drogenkartellen die Hölle heiß gemacht und der Mann ist immer noch im Geschäft. Inzwischen führt Breacher eine DEA-Truppe für Sondereinsätze, die aus sieben harten Kerlen und einer schlagkräftigen Lady besteht. Bei einem Großeinsatz gegen das Safe House eines Drogenkartells will die Truppe von der Palette Bargeld, die im Keller liegt, etwas abzweigen. Doch der Plan geht nach hinten los: Nicht nur, dass einer das Leben lässt, auch das gestohlene Geld ist anschließend verschwunden und Breachers Truppe wird vom FBI verdächtigt.
Monate später wird die Untersuchung ergebnislos eingestellt und Breacher kommt wieder hinter dem Schreibtisch vor. Seine Truppe hat sich allerdings nicht fit gehalten und beim Training offenbart sich schlechte Zusammenarbeit und mangelndes Vertrauen zwischen Lizzy (Mireille Enos), Pyro (Max Martini), Grinder (Joe Manganiello), Sugar (Trevor Howard), Neck (Kevin Vance) und Monster (Sam Worthington). Nach einer Wiedersehensparty wird Pyro brutal ermordet und die Polizei schaltet sich ein, doch Polizistin Carolines (Olivia Williams) Ermittlungen stoßen bei der Spezialtruppe nicht auf Gegenliebe. Erst als kurz darauf auch noch Neck gekillt wird, sieht auch Breacher einen Zusammenhang und beginnt mit der Polizistin zu kooperieren. Ihr eigenes Süppchen kocht die Truppe allerdings trotzdem.
„Sabotage“ ist mit einer namhaften und gut zusammengestellten Action-Truppe dennoch vor allem ein Film, der Schwarzenegger-Fans in die Kinos locken wird. Dabei hat der Star überraschend viel Dialog, macht aber auch als Haudegen noch eine gute Figur. Zur Unterstützung rockt die Truppe das Haus und Sam Worthington in der Rolle von Breachers rechter Hand Monster ist deutlich mehr als ein guter Side-Kick für Schwarzenegger. Doch wie der Titel es schon nahelegt, irgendjemand sabotiert Breachers Truppe, die früher zusammenhielt wie Pech und Schwefel; und das nagt selbstverständlich am inneren Zusammenhalt. Natürlich erinnert das Team auch an Stallones erfolgreiche „Expendables“, allerdings mit etwas anderen Vorzeichen. Im Stützpunkt der DEA-SWAT hängt als offensichtlicher Insider-Witz für Fans auch ein Rambo-Plakat herum.
Regisseur David Ayer („End of Watch“) legt sein Schwergewicht deutlich auf die derbe, feuerkräftige Action und lässt die Kamera auch schön auf die übel zugerichteten Leichen halten. Das gehört zum Genre derber Erwachsenenunterhaltung und ist stilsicher und mit viel Tempo in Szene gesetzt. Es gibt eine recht originelle Autoverfolgung und massenhaft Geballer. Action-Fan, was willst du mehr? Etwas weniger stimmig ist Doppelung der Action-Sequenz, in der die Truppe ein Trainingshaus stürmen muss und später dann tatsächlich eine Drogenhöhle aushebt.
Handlungsmäßig bleiben so einige Fragen offen. Die polizeiliche Ermittlung läuft als Handlungsstrang parallel zu der Bedrohung von Breachers Truppe. „Sabotage“ etabliert gleich zu Beginn mehrere mögliche tödliche Bedrohungen, ohne das im Filmverlauf weiter zu vertiefen. Irgendwann wird die Dezimierung der Truppe zum Selbstzweck und die Frage nach dem Täter oder den Tätern gerät ziemlich in den Hintergrund. Das Ende ist dann auch dem Handlungsverlauf entsprechend etwas unbefriedigend und psychologisch auch nicht sonderlich einleuchtend, sondern leidlich plausibel.
David Ayer hat ein großes Thema, das in all seinen Filmen, die er als Regisseur zu verantworten hat, immer wieder in den Mittelpunkt rückt: Die Korruption und geistige Zerrüttung von Gesetzeshütern. Das zieht sich von „Harsh Times“ (2005) über „Street Kings“ (2008) und „End of Watch“ (2011) bis zu „Sabotage“. Und im ganzen Action-Feuerwerk lässt den Zuschauer das Gefühl nicht wirklich los, dass dieses Thema für Ayer nun irgendwie auserzählt ist.
Aber wie eingangs erwähnt, wer fragt bei einen harten Actioner schon groß nach Handlung? Das Genre verlangt vor allem hohes Tempo, etliche Explosionen, ein gerüttelt Maß an Blut und Eingeweiden und richtig harte Typen, mit Tattoos, Mukkis und dumpfen Sprüchen. Der Rest ist optional. Nach dieser Definition ist „Sabotage“ ein gelungener Actioner.