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Oldboy

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 27. November 2013

Oldboy

In den letzten zwei Jahrzehnten hat es sich in den USA zum Volkssport entwickelt, dass man binnen kürzester Zeit von all jenen Werken ein Remake konzipiert, die in ihren jeweiligen Heimatländern zu echten Kassenschlagern avancierten. Während früher zumeist nur Filme aus dem asiatischen Raum kopiert wurden, bedient man sich nun Werken wie „Ziemlich beste Freunde“ oder gar „Kokowääh“, die sich jedoch beide noch im Stadium der Produktion befinden. Stattdessen präsentiert uns Regisseur Spike Lee nun seinen Film „Oldboy“, der vor genau zehn Jahren in Süd-Korea mit seiner expliziten Gewaltdarstellung für Aufsehen sorgte.

Der schamlose Werbemanager und Alkoholiker Joe Doucett (Josh Brolin) wird zwanzig Jahre lang in einem als Hotelzimmer ausgestatteten Raum gefangen gehalten, wo er ohne Aussicht auf Erlösung dahin vegetiert. Nach besagten 20 Jahren wird Joe von seinem Peiniger unerwarteter Weise frei gelassen, woraufhin er damit beginnt Ermittlungen über jene Personen anzustellen, die für sein Leid verantwortlich gewesen sein könnten. Er kommt seinen Peinigern Schritt für Schritt auf die Spur, stößt dabei auf die junge und hilfreiche Sozialarbeiterin Marie (Elizabeth Olsen), die ihm fortan hilfreich zur Seite steht. Während eine Person nach der anderen von seiner Liste nicht in Frage kommt, offenbart sich ihm plötzlich ein anderer mysteriöser Mann (Sharlto Copley), der ein unmoralisches Angebot unterbreitet. Wenn Joe binnen eines festgelegten Zeitraums heraus bekommt wer der Mann ist und warum man Joe in Gefangenschaft gehalten hat, bekommt er nicht nur seine längst erwachsene Tochter wieder, sondern außerdem 20 Mio. Dollar in Diamanten und ein schriftliches Geständnis, dass jener Mann für den Tod von Joes verstorbener Frau verantwortlich war…

OldboySieht man von einer Reihe Fernsehdokumentationen einmal ab und lässt man jene zwei Filme außen vor die bei uns nie veröffentlicht wurden, so ist es inzwischen ganze sieben Jahre her, dass wir Regisseur und Drehbuchautor Spike Lee (Malcom X) das letzte Mal mit einem Film im Kino haben sehen dürfen. Das er nun ausgerechnet mit einem Remake des in Süd-Korea überaus erfolgreichen Film „Oldboy“ zurück kommt macht die Sache nicht unbedingt einfacher, denn obwohl besagter Film bereits ein Jahrzehnt zurück liegt, ist er bei vielen Zuschauern noch immer omnipräsent. Was die wenigsten allerdings wissen ist, dass selbst Park Chan-wook sein Film nur auf dem Manga von Garon Tsuchiya und Nobuaki Minegishi basierte, weshalb man auch der erneuten Drehbuchfassung von Mark Protosevich (I Am Legend) einige Zugeständnisse geben sollte.

Es liegt bereits in der Natur eines Remakes das man als Zuschauer unweigerlich beide Filme zu vergleichen versucht, was in den meisten Fällen jedoch zumeist eine alles andere als gute Idee ist. Ähneln sich beide Werke zu sehr so begründet man dies mit einer lustlosen Kopie worin nur wenig eigene Ideen verpackt wurden, verändert man es aber zu sehr muss man sich als Regisseur unweigerlich die Aussage gefallen lassen, dass vom ursprünglichen Film doch kaum noch etwas wiederzuerkennen ist. Wie man es also macht, man macht es falsch.

OldboyIm Falle von Spike Lee seinem Film „Oldboy“ trifft letzteres zu, denn sehen wir einmal von dem Fakt der Gefangenschaft ab, bleibt von der ursprünglichen Geschichte nicht mehr viel übrig. Unser Protagonist vegetiert nun 20 statt nur 15 Jahre in besagtem Zimmer vor sich hin, versucht mit Wodka, schlechtem chinesischen Essen und reichlich Fernsehen über die Runden zu kommen, während nach rund 30 Minuten des fast zweistündigen Filmes die Freilassung vollzogen wird, wo das Tempo des Filmes auch merklich anzieht. Vorbei sind die eher ruhigen Szenen innerhalb der beengten vier Wände, wenn unser Protagonist plötzlich nicht nur auf eine Menschheit losgelassen wird die er gar nicht mehr kennt, sondern bereits am ersten Tag so einige Personen windelweich prügelt.

Für all jene die gerade beim original die gute Auflösung des Filmes zu schätzen wussten, denen sei auch dieses Remake ans Herz gelegt, denn auch hier wurde so manches verändert, auch wenn es letztendlich annähernd auf das gleiche hinaus läuft. Die Geschichte und selbst das entsprechende Remake kann sich durchaus mit einer gewissen Eigenständigkeit auszeichnen die man so eventuell nicht ganz erwartet hätte, denn wo andere Drehbuchautoren zumeist nur kopieren, wurde hier doch gut 50 Prozent komplett verändert, weshalb man beide Filme auch nur schwer vergleichen kann. Wo man beide allerdings vergleichen kann, ist die Darstellung von Gewalt und vor allem die bedrückende Atmosphäre, die Park Chan-wook seine Version noch auszeichnete, hier allerdings einfach nicht zur Geltung kommen will. Bis auf die eine oder andere Szene mit einem Hammer ist Spike Lee sein Remake relativ harmlos, was nicht unbedingt schlecht ist, zuweilen aber einfach nicht passen will. Viel elementarer ist da schon jener Fakt das einfach nicht jene bedrückende Atmosphäre eingefangen werden konnte, die im Original den Film noch maßgeblich trug und für dessen Erfolg sorgte.

OldboyVon Seiten der Darsteller kann man im Grunde weder positives noch negatives anbringen, denn sehen wir einmal von einer Elizabeth Olsen (Martha Marcy May Marlene) ab die wohl eher wegen ihrem Aussehen und der daraus resultierenden Nacktszene verpflichtet wurde, können sich im Grunde nur zwei Menschen wirklich in den Vordergrund spielen. Dies ist zum einen Samuel L. Jackson (Pulp Fiction) als leicht verrückter „Hotelbesitzer“ der eine ganze Hundertschaft an Schlägern unterhält, zum anderen aber auch Josh Brolin (No Country for Old Men), der eine sehenswerte Wandlung vom Alkoholiker und vom menschlichen Schwein hin zu jener Person vollzieht, dem einerseits viel am Leben seiner Tochter liegt, zum anderen aber auch an seiner persönlichen Rache.

Spike Lee sein Remake von „Oldboy“ kann als eigenständiger Film dank seiner Darsteller und seiner doch sehr veränderten Geschichte durchaus bestehen, doch kommt er atmosphärisch nicht annähernd an jenen Film heran, der versucht wurde zu kopieren.

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Oldboy

Länge: 104 min

Kategorie: Action, Drama, Mystery

Start: 05.12.2013

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Oldboy

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 104 min
Kategorie: Action, Drama, Mystery
Start: 05.12.2013

Bewertung Film: (7/10)

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