Während die einen Journalisten von einem Festival zum nächsten fahren, freuen sich Horrorfans ein jedes Jahr auf das Fantasy Filmfest, wenn wieder einmal rund 100 recht unbekannte Horrorfilme auf den Zuschauer losgelassen und im nachhinein zumeist für den Bereich des Home Entertainments ausgewertet werden. Im Jahre 2012 überraschte von besagtem Programm der Film „V/H/S“, der nicht nur schnell eine Fangemeinde fand, sondern nun mit „S-VHS“ auch seine entsprechende Fortsetzung.
Die Privatdetektive Larry (Lawrence Michael Levine) und Ayesha (Kelsy Abbott) befinden sich auf der Suche nach einem verschwundenen Studenten und dringend des Nachts in dessen Haus ein, wo sie niemanden finden können. Während Larry das Haus nach Hinweisen erkundet, konzentriert sich Ayesha auf die unzähligen Videokassetten und Fernseher, die überall im Haus herum liegen. Um Spuren zu sichten und Hinweise zu finden beginnt sie damit besagte VHS Bänder eines nach dem anderen anzusehen, woraufhin sie nicht nur mit Geisteraufnahmen, sondern ebenso mit Zombies, fanatischen Japanern und sogar mit Außerirdischen konfrontiert werden soll…
Als vor nicht einmal einem Jahr die ungewöhnliche Found-Footage-Produktion „V/H/S“ beim Fantasy Filmfest lief und kurz danach auch fürs Heimkino erschien, waren Fans trotz der zahlreichen Unzulänglichkeiten von der Art des Filmes begeistert. Sofort war klar das eine entsprechende Fortsetzung her musste und so überlegte man sich erneut ein Konzept, um möglichst viele Kurzfilme der unterschiedlichsten Regisseure unter ein Dach zu bekommen, welche alle durch eine größere Rahmenhandlung miteinander verbunden sein sollten.
Lässt man besagte Rahmenhandlung von Simon Barrett (Dead Birds) – die sich doch sehr an seinen Vorgänger orientiert – einmal außen vor, so kann „S-VHS“ auch diesmal mit einer Hand voller recht talentierter Regisseure überzeugen, die in vier Kurzfilmen ihre jeweilige Interpretation von Horror wiedergeben. Den Anfang macht gleich zu Beginn Adam Wingard (You’re Next) mit seinem Film „Phase I Clinical Trials“, in welchem er nicht nur selber als Hauptdarsteller auftritt, sondern sich gleichwohl eine Minikamera ins Auge implementieren lässt, mit der er zukünftig das Geschehen direkt filmen kann. Plötzlich sieht dieser Geister, stößt auf längst verstorbene Verwandte, während diese natürlich schon bald merken, dass sie gesehen werden können.
Im zweiten Kurzfilm namens „A Ride In The Park“ von Gregg Hale (Blair Witch Project) und Eduardo Sánchez (Lovely Molly) steht diesmal alles im Zeichen des Zombies, aber hat schon einmal jemand Found-Footage aus der Perspektive eines Untoten gesehen? Ein Radfahrer wird von einem Zombie angegriffen, fällt mit seiner Helmkamera plötzlich selber über ein ganzes Camp her und filmt dies natürlich alles, während dieser am Ende selber noch ein fahrendes Auto über sich ergehen lassen muss.
Die mit Abstand stärkste Episode konzipierten mit „Safe Haven“ allerdings Timo Tjahjanto (The ABCs of Death) und Gareth Evans (The Raid), die eine Filmcrew zu einer Art Sekte schicken und dort auf eine bitterböse Überraschung stoßen lässt. Obwohl gerade das Finale besagter Episode eher enttäuschend verläuft, kann doch insbesondere der Rest überraschen, ist es von allen doch auch die blutigste Episode. Der letzte und zugleich schwächste Kurzfilm kommt mit „Slumber Party Alien Abduction“ von Regisseur Jason Eisener (Grindhouse), der in einer Kleinstadt kurzerhand Aliens einmarschieren lässt. Der Found-Footage Ansatz wird diesmal mit Hilfe eines Hundes umgesetzt, an dessen Kopf eine Kamera installiert ist und der so das Geschehen zumeist von unten sieht. Mit den doch sehr verwackelten Bildern und dem überdrehten Sound macht diese Episode allerdings recht wenig Spaß, was weniger dem Konzept als vielmehr der Umsetzung geschuldet sein soll.
Fasst man besagte Episoden zusammen so muss man zugeben das „S-VHS“ sehr viele Unzulänglichkeiten seines Vorgängers korrigiert, drei von vier doch sehr spannende Episoden für den Zuschauer bereit hält und mit seiner Art der Umsetzung ein „Paranormal Activity“ ganz locker in seine Schranken verweist. War der erste Teil mit seinen knapp zwei Stunden noch um einiges zu lang geraten, korrigiert „S-VHS“ auch dieses Manko, denn die vier Episoden sowie die umschließende Rahmenhandlung kommen über die Horrorfilm gewohnten 100 Minuten kaum hinaus.
Mit „S-VHS“ korrigieren die Verantwortlichen viele Unzulänglichkeiten des Vorgängers und präsentieren quasi im Vorbeigehen gleich vier Kurzfilme die es in sich haben. Fans von „V/H/S“ können bedenkenlos zugreifen, Kenner von „Paranormal Activity“ sollten positiv überrascht werden.