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Russendisko

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 20. Februar 2012

Russendisko

Die besten Geschichten schreibt noch immer das Leben, dass musste sich wohl auch Wladimir Kaminer gedacht haben, als er im Juli 1990 von der Sowjetunion nach Berlin kam, um ein neues Leben zu beginnen. Zusammen mit Yuriy Gurzhy gründete im Kaffee Burger seine berühmte Veranstaltung „Russendisko“, die schon bald auch der Buchtitel seiner gleichnamigen Kurzgeschichten wurde.

Russendisko erzählt die Geschichte dreier Freunde, die sich seit dem Kindergarten kennen, die Schulzeit und schließlich auch den Militärdienst zusammen verbracht haben. Was liegt also näher, als das diese drei Freunde auch gemeinsam nach Berlin gehen, um ihr eigenes Leben zu verändern? Sommer 1990 in Ost Berlin, alles ist möglich. Die letzten Monate der DDR stehen an, die Stadt ist im Umbruch und auch bei Wladimir (Matthias Schweighöfer), Mischa (Friedrich Mücke) und Andrej (Christian Friedel) hat sich herum gesprochen, dass Erich auf die letzten Tage hin liebend gern jüdische Russen aufnimmt, um ihnen so einen Neuanfang zu ermöglichen. Mit frischen DDR Papieren in die Hand, machen diese sich auf in ihr neues Wohnheim, welches von allerhand unterschiedlichsten Nationalitäten bewohnt wird. Da sind die russischen Flüchtlinge, die Araber und natürlich auch die Vietnamesen, zwischen drin die drei Freunde. Mischa startet eine Karriere als Musiker, Andrej nutzt seinen Sinn fürs Geschäft und vertreibt Dosenbier und Wladimir… Wladimir weiß nicht was er will, er unterstützt seine Freunde aber gern. Als er die liebreizende Tänzerin Olga (Peri Baumeister) kennenlernt, soll sich alles ändern, doch dann läuft Mischas Visum aus…

RussendiskoAls Wladimir Kaminer im Juli 1990 nach Berlin kam und seine ersten Gehversuche in der deutschen Gesellschaft unternahm, ereigneten sich allerhand Kuriositäten, welche er schließlich im Jahre 2000 in seinem Buch „Russendisko“ veröffentlichte. Selbstironisch und mit der dazu gehörigen Portion Humor schilderte er in 52 Kurzgeschichten seine Emigration aus Russland, seine Anfangsjahre in Berlin sowie die Bemühungen anderer Einwanderer, in der deutschen Gesellschaft zurecht zu kommen. Als Produzent Christoph Hahnheiser (Liverpool) dieses Buch schließlich 2002 in die Hände bekam, sicherte dieser sich nicht nur die Filmrechte, sondern ließ noch einmal fast zehn Jahre vergehen, bis endlich ein geeignetes Drehbuch entstand, was aus diesen Kurzgeschichten einen durchgängigen Film machen sollte. Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg (1 1/2 Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde) nahm sich diesem Projekt an und schloss es mehr als nur erfolgreich ab.

Während Ziegenbalg aus den Kurzgeschichten wesentliche inhaltliche Merkmale übernahm – wie Wladimir und Olga – dichtete er viele andere Personen hinzu, um eine gewisse Dramaturgie aufkeimen zu lassen. Jene die „Russendisko“ gelesen haben, werden nun entweder entsetzt aufhören zu lesen oder gar interessiert die Augenbrauen hoch ziehen. Die Geschichte von Ziegenbalg handelt vor allem von Freiheit, der Möglichkeit in Ost Berlin alles machen zu können und natürlich von Freundschaft. Freundschaft zwischen drei Menschen, die sich nicht nur seit frühster Kindheit kennen, sondern auch für den jeweils anderen durch die Hölle gehen würden. Mischa soll ausgewiesen werden? Kein Problem, übernachtet man halt zu dritt im Auto. Die drei halten zusammen wo es nur geht, auch in der Liebe. Mit der bildhübschen Olga und der nicht weniger eleganten Hanna (Susanne Bormann) stehen gleich zwei Frauen bereit, für die beide ihr letztes Hemd geben würden. Wladimir, weil er Olga unsterblich liebt, Mischa, weil er Hanna heiraten muss, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.

RussendiskoDas interessante an „Russendisko“ ist aber das Gesamtkonstrukt aus Menschen unterschiedlichster Nationalitäten, die alle in den frühen 90er Jahren ihr Glück versucht haben. Ob das die Zigaretten schmuggelnden Vietnamesen sind, die Araber die ein Geschäft für alles mögliche aufmachen wollen, dann aber ein Restaurant betreiben und natürlich die Zigeuner, die am Abend ihr ganzes Geld versaufen und einmal gepflegt ihr Auto gegen einen Baum setzen. Betrachtet man all diese kleinen Details, so findet man trotz der Aufarbeitung von unzähligen Kurzgeschichten in einen zusammenhängenden Spielfilm viele Szenen wieder, die auch schon Wladimir Kaminer mit einem schmunzeln beschrieben hat. Das A und O aber sind auch hier die Darsteller, die einfach passen. Matthias Schweighöfer (What a Man) ist wesentlich überzeugender als in „Rubbeldiekatz“ und auch Christian Friedel (Huhn mit Pflaumen) und Friedrich Mücke (Friendship!) passen ganz einfach. Die wirklich starken Rollen aber haben irgendwie die Damen der Runde, allen voran Susanne Bormann (Nachtgestalten) und Peri Baumeister (Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden), die wesentlich mehr können, als nur gut aus zu sehen.

Trotz der sehr freien Adaption von Wladimir Kaminers Buch „Russendisko“ ist diese Version klar strukturiert, unterhaltsam geschrieben und mit einer wirklich guten musikalischen Auswahl Lars Löhns hinterlegt, die sich stimmig in das Gesamtkonzept einreihen kann.

Am 21.03.2012 möchten wir euch an dieser Stelle den Live-Stream der Russendisko-Weltpremiere präsentieren, der pünktlich ab 18.30 Uhr direkt am roten Teppich beginnen wird. Die Moderation übernimmt niemand geringeres als Steven Gätjen.

 

Offizielle Website zum Film: www.russendisko-derfilm.de

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Wir vergeben daher 6,5 von 10 Filmpunkten.

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Russendisko

Länge: 100 min

Kategorie: Comedy

Start: 29.03.2012

cinetastic.de Filmwertung: (6,5/10)

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Info

Russendisko

Russendisko

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 100 min
Kategorie: Comedy
Start: 29.03.2012

Bewertung Film: (6,5/10)

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