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Once upon a time in Anatolia

Geschrieben von Anne-Katrin Mausolf am 19. Januar 2012

Ein mutmaßlicher Mörder (Fırat Taniş), ein Staatsanwalt (Taner Birsel), ein Kommissar (Yılmaz Erdoğan), ein Arzt (Muhammet Uzuner) und ein ganzer Trupp von Polizisten, Helfern aus dem Dorf und Soldaten machen sich in der anatolischen Steppe auf die Suche nach einer irgendwo verscharrten Leiche.

Im Großen und Ganzen gibt das die Handlung von Once upon a time in Anatolia wieder. Wären da nicht die gewaltigen und irgendwie beeindruckenden, ja fesselnden Bilder der Landschaft – bei Nacht. Knapp die Hälfte der epischen Länge von 157 Minuten spielt sich bei Nacht, oder in der Dunkelheit ab, ebenso wie die Suche nach der Leiche. Immer und immer wieder hält der kleine Trupp an, man steigt aus, schaut in die Landschaft, versucht, sich zu orientieren, sich zurecht zu finden. Man wartet, sucht, gräbt, und wieder die falsche Stelle.  Denn der mutmaßliche Mörder Kenan kann sich nur schlecht an den Ort des Verscharrens erinnern. So bleibt den Mitgliedern des Suchtrupps viel Zeit zum Sinnieren, Nachdenken, Diskutieren und Philosophieren. Es kommen alte Geschichten zu Tage, neue Erkenntnisse keimen auf und Eingeständnisse zumeist gegenüber sich selbst werden gemacht.

Nuri Bilge Ceylan ist ein international renommierter, mehrfach ausgezeichneter, türkischer Filmemacher. Sein Epos Once Upon a Time in Anatolia bekam im Frühjahr 2011 in Cannes den großen Preis der Jury sowie eine Nominierung für die goldene Palme.

Once upon a Time in AnatoliaAuch wenn augenscheinlich nicht wirklich viel Handlung passiert, hinterlässt der Film eine recht sonderbare Stimmung. Beim Abspann ist der Zuschauer noch nicht ganz zurück im Kino, er hängt noch in der Düsternis der anatolischen Steppe fest, hinter deren von einsamen schmalen Wegen durchschnittenen Hügeln der Zuschauer ständig mit etwas Unerwartetem rechnet, das aber in den wenigsten Fällen nicht passiert. Für den deutschen Kinogänger muten die Dialoge, die Handlungsweisen der Charaktere oder auch die Bildsprache zum Teil etwas seltsam an. Und doch hat die Stimmung teilweise etwas Vertrautes. Lange Einstellungen in die weite raue Landschaft, eindrucksvolle Naturschauspiele, und Menschen, die zwischen der orientalischen Tradition und dem westlichen Fortschritt gefangen sind. Einfache Wünsche, wie eine neue Leichenhalle, bewegen die örtliche Politik, während der Suchtrupp beim Dorfvorsteher traditionell zu Abend isst.

Once upon a Time in AnatoliaWährend das Visuelle des Films von einer gewaltigen Bildsprache dominiert wird, herrschen auf der Audio-Ebene vorwiegend die Natur mit Blitz, Donner und Unwetter, sowie Dialoge und das Gedudel aus dem Autoradio – wenn überhaupt – vor.
Der Zuschauer erhascht einen Blick auf provinzielles Leben, tief im Osten der Türkei, bei dem man sich unweigerlich fragt, wie viel Wahrheit und wie viel Fiktion dem innewohnt. Zum einen sind da die mit Wasserstoff betriebenen Autos des Suchtrupps, zum anderen essen die Männer getrennt von den Frauen, für die es außer einer Heirat keine Chance gibt, aus der Einöde des Dorfes zu entfliehen.

In jedem Fall kein Mainstreamkino. Landschaftsaufnahmen, in Einstellungen, die den Zuschauer irgendwie in sich hineinziehen. Langsam und drückend, und für die deutsche Mentalität vermutlich nicht leicht zu verstehen, aber dennoch beeindruckend …

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Once upon a Time in Anatolia

Länge: 157 min

Kategorie: Thriller, Drama

Start: 19.01.2012

cinetastic.de Filmwertung: (5/10)

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Once upon a Time in Anatolia

Once upon a time in Anatolia

Geschrieben von Anne-Katrin Mausolf

Länge: 157 min
Kategorie: Thriller, Drama
Start: 19.01.2012

Bewertung Film: (5/10)

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